Stress und Burnout. Wenn das Pendel des Lebens aufhört zu schwingen!
Im Blog-Artikel „Manager oder Unternehmer“ habe ich vom Pendel des Lebens gesprochen, das normalerweise immer von der positiven zur negativen Seite ausschlägt und wieder zurück – je nach Stimmungslage, Ereignissen et cetera. So ist eben unser Leben. In manchen Lebenssituationen aber, zum Beispiel bei anhaltendem Stress oder in Perioden, in denen wir Angst haben, bleibt der Ausschlag sehr lange auf der negativen Seite und kann dann nicht mehr regelmäßig in die andere, positive Richtung schwingen. Burnout und / oder körperliche Gebrechen sind die Konsequenz.
Ein Grund, warum das für unser Wohlbefinden so wichtige Pendel des Lebens oftmals in seiner Funktion gestört ist: Unser Leben wird immer schneller. Wir sind immer und überall erreichbar und ansprechbar, oder glauben zumindest, es sein zu müssen. Und auch wir selbst erwarten oft genug, dass – wenn die Häkchen bei WhatsApp blau sind – jeder gleich antworten muss. Wir stressen und lassen uns stressen. Schneller, höher, weiter und immer online. Aber sind wir im Kopf wirklich bereit dafür oder fähig dazu? Wohl kaum, auch wenn wir uns das oft genug nicht eingestehen wollen.
Das Pendel mit seinen automatischen Hin-und-Her-Bewegungen lässt sich wunderbar mit einem Hoberman sphere veranschaulichen. In Workshops nutze ich gerne diesen wunderbaren Ball, der sich aufziehen und wieder zusammenziehen lässt. Man kann ihn demonstrativ pulsieren lassen … wie unser Leben. Wenn es uns sehr gut geht, dann fühlen wir uns leicht, frei, richten uns körperlich auf, unsere Muskeln sind entspannt, und wir sind geschmeidig. Nicht nur körperlich, auch gedanklich könnten wir „Bäume ausreißen“, unser Kopfkino sieht uns vielleicht schon die großen Bühnen dieser Welt entern.
Und dann, genau wie bei der Hoberman Kugel, ist die natürliche Grenze erreicht, die Stimmung schlägt um. Zweifel kommen auf wie „Schaff‘ ich das wirklich?“, „Ich bin doch nicht gut genug!“, „Ich erreiche das nie!“ … Schon zieht sich die Kugel wieder zusammen. Oder anders gesagt: Das Pendel des Lebens schwingt zurück. Und wir, auch wir ziehen uns buchstäblich zusammen. Unsere Muskeln – vielleicht im Nacken – werden hart, unsere ganze Physis, unsere Haltung ändert sich, wir sind verkrampft, blockiert oder auch gereizt. Im Extremfall würden wir uns am liebsten irgendwo zusammenkauern oder einfach abhauen und im Bett verkriechen. Genau so passiert es und so funktionieren wir. Es braucht und gibt immer beide Richtungen in unserem Leben. Mal extremer mal weniger intensiv. Das ist von Typ zu Typ und von Situation zu Situation unterschiedlich.
Auch unser Herz spielt bei all dem eine wichtige Rolle. Denn die Herz-Hirn-Achse beeinflusst nicht nur unser Befinden, sondern auch, welche Fähigkeiten wir bei negativen Gefühlen und vor allem bei dauerhaftem Stress überhaupt besitzen. Unser Herzrhythmus-Muster ist dann nicht mehr geordnet. Es wird unregelmäßig, und das hat Auswirkungen auf unsere kognitiven Funktionen. Wir sind nicht mehr in der Lage, klare, kluge und reflektierte Entscheidungen zu treffen … unter Stress sind wir vielmehr auf Angriff oder Flucht programmiert. Dazu kommt: Ist man voller negativer Gedanken, fühlt man sich automatisch noch schlechter. Ein Teufelskreis, der das Stressempfinden noch verstärkt.
Um wieder klar und ruhig denken zu können, ist es deshalb wichtig, körperliche Übungen, zum Beispiel Atem- oder Entspannungsübungen, gezielt einzusetzen. So wird der Parasympathikus – der Gegenspieler des Flucht- und Angriffs-Modus – aktiviert, unser verspanntes System und unser Herz kommen wieder in Kohärenz, und wir wechseln in einen Ruhezustand.
Wenn wir uns allerdings selbst ständig antreiben oder antreiben lassen und uns permanente Selbstzweifel plagen – und wir nichts dagegen tun – dann hängt das Pendel des Lebens für lange Zeit im negativen „Begrenzer“. Die Konsequenz: Es schwingt nicht mehr auf die positive emotionale Seite. Stattdessen fällt das Pendel in die Mitte und bleibt stehen! Der Hoberman Ball pulsiert nicht mehr! Wichtige emotionale Ausschläge, wie Freude und Glück, Ärger oder sogar Wut, sind nicht mehr möglich. Wir fühlen uns einfach nur leer und können gar nichts mehr tun oder fühlen. In unserem Kopf ist ein Vakuum – Burnout und / oder körperliche Krankheiten sind die Folge, weil unsere einzigartige Fähigkeit zur Regeneration nicht mehr wirken kann. Und Regeneration ist Lebens- und Leistungsvoraussetzung! Ohne Ruhe und Regeneration keine gute oder sogar exzellente Leistung – und vor allem kein gesundes „System“!
Lassen Sie es nicht soweit kommen. Hören Sie auf die Signale Ihres Körpers und auf die leisen Gedanken in Ihrem Kopf, die vielleicht öfter als Sie meinen „Nein“ denken, wenn Sie zu etwas „Ja“ sagen. Sagen Sie lieber JA zu sich selbst und zum Puls Ihres Lebens. Lernen Sie, wie Sie kleine Traumata des Alltags verarbeiten können, wie Sie sich entspannen oder positiv regulieren und motivieren können.
Anders gesagt: Seien Sie Ihr mitfühlender Chef in Ihrem eigenen Leben!
DARE to swing! ;O)
Ihre Daniela Rebholz