Titus Dittmann. Ganz ehrlich: Mehr Unternehmergeist geht nicht.

Im einem früheren Blog habe ich darüber geschrieben, was unternehmerisch denkende Führungspersonen ausmacht. Ein ganz besonderer Unternehmer ist Titus Dittmann. Titus habe ich vor vielen Jahren in Monza kennengelernt, als er in Fliegerhaltung auf seinem Skateboard durch das DTM Fahrerlager düste. „Verrückter Kerl!“ Damals hatte ich – Asche auf mein Haupt – keine Ahnung, wer oder was Titus ist. Aber das sollte sich bald ändern. Und verrückt ist bei ihm genau der richtige Ausdruck. Er rückt aus der Reihe und macht sein eigenes Ding. Nachdem vor einigen Jahren bei ihm ADHS diagnostiziert wurde und er dadurch eine Erklärung erhielt, warum er schon seit Kindesbeinen über ein schier unermessliches Maß an Energie verfügt, weiß er, dass er – falls Ritalin als Medikation bei ADHS damals schon „en vogue“ gewesen wäre – bestimmt ganze Eimer davon hätte verabreicht bekommen müssen. Gott sei Dank war das nicht so, denn so einen genialen Charakter ruhig zu stellen wäre eine Schande.

Titus jedenfalls konnte in seinem Leben und vor allem in seinem späteren Berufsleben seiner Gedankenakrobatik freien Lauf lassen! Ohne Übertreibung kann man ihn den Vater der deutschen Skateboardszene nennen. Eigentlich gelernter Lehrer, begann er schon Ende der 70er Jahre, Skateboards aus den USA zu importieren. Ab da nahmen die Dinge ihren Lauf. Als ich zum ersten Mal einen Vortrag von ihm gehört habe, war ich sehr beeindruckt, wie er die Achterbahnfahrt seines Unternehmertums gemeistert hat. Immer mit verdammt viel Mut und Zuversicht. Und getreu seinem Mantra „Das Herz muss brennen!“

Bei Titus brennt nicht nur sein Herz, sondern er entzündet auch die Herzen anderer. Mit den Projekten seiner Hilfsorganisation „skade-aid“ macht er Kinder stark, holt sie in armen Stadtvierteln und Ländern von der Straße und zeigt ihnen über das Skateboardfahren, dass es wichtig ist, immer einmal mehr aufzustehen, als hinzufallen. Aufstehen für sich selbst und für das eigene Leben! Er hat das am eigenen Leib schon öfter erfahren, ob auf dem Skateboard oder im Berufsleben.

Vor einigen Jahren habe ich für eine große, namhafte Unternehmensberatung gearbeitet. Ich dachte, es wäre eine tolle Idee für die dortigen High Potentials, gemeinsam mit Titus einen Workshop zu gestalten, um noch einmal neue Impulse, Beispiele für mutige Entscheidungen und eine ganz andere Lebensperspektive einzubringen. In den Gesprächen vorab habe ich die Teilnehmer gefragt „Wenn sie selbst mal etwas total Verrücktes in ihrem Leben machen könnten – was wäre das?“. Ich schaute sie gespannt an … nach den Antworten wusste ich jedoch nicht, ob das tatsächlich ernst gemeint war?! Eine typische Antwort war „Einmal für einen halben Tag das Handy weglegen!“. Ich habe noch etwas abgewartet … vielleicht kam ja gleich ein Lacher oder ein „Das war ein Scherz!“ Aber nein. Es war gut, dass ich erstmal keine Regung gezeigt habe, denn es war ihr voller Ernst! Ab da war mir klar, dass es vielleicht doch keine so gute Idee war, gleich zum Einstieg zusammen mit Titus das Weltbild dieser Leute zu verrücken. Aber es war bereits gebucht, und die Teilnehmer waren scheinbar sehr gespannt.

Was soll ich sagen – es war mein letzter Workshop für diese Unternehmensberatung. Und ehrlich gesagt, das ist auch erstmal gut so! ;O)

Aber jetzt: DARE trifft Titus Dittmann.

Imagefoto Titus Dittmann: Rieke Penninger

DARE:

Titus, was würdest du den jungen Unternehmensberatern aus unserem damaligen Workshop heute nochmal mit auf den Weg geben?

Was habe ich ihnen denn damals mitgegeben? (lacht). Sicher, dass sich jeder einen Job suchen soll, den er liebt. Wer das schafft, wird nämlich nie wieder in seinem Leben arbeiten müssen, sondern ganz seiner Passion folgend und seine Leidensschaft mit intrinsischer Motivation auslebend ein geiles Worklife oder eine geile Lifework haben und eine Work-Life-Balance gar nicht mehr brauchen. Es ist so wichtig, den Sachen mit brennendem Herzen nachgehen zu können. Erst dann wird man richtig, richtig gut. Selbstbestimmtheit ist ein hohes, von vielen angestrebtes Ziel im Job. Man erreicht es, wenn man den Mut hat, sein Ding zu machen und sich nicht vom Reingequatsche anderer ablenken lässt. Das geht wunderbar als Unternehmer. Dazu gehört aber auch: bereit sein, die Konsequenzen zu tragen und den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen, wenn’s schief geht.

DARE:

Titus, glaubst du, dass es mehr Titus-Typen in Führungsetagen geben sollte? Und warum?

Oh, das würde anstrengend für die Mitarbeiter, glaube ich (lacht wieder). Aber in Führungsetagen sind ganz klar Macher gefragt, die Ideen pushen und auch mal die bremsenden Bedenkenträger ignorieren können. Keine Idee, kein Business wird groß, ohne dass es einen gibt, der dafür brennt und dem es gelingt, die Herzen seiner Mitarbeiter für dieses Ding ebenso zum Brennen zu bringen. Also ja, in diesem Sinne wünsche ich vielen Führungsetagen, dass dort ein bisschen Titus-Spirit vorhanden ist, um Menschen zu motivieren – nicht mit schnöden Anreizen wie Dienstwagen, Boni oder Ähnlichem, sondern über Sinnstiftung als Ziel des Tuns. Aber hey, jedem Unternehmen seine eigene (Führungs-) Kultur. Das muss stimmig sein.

DARE:

Welche Eigenschaften sind dir bei Mitarbeitern besonders wichtig?

Ich kann dir sagen, was mir zumindest nie wichtig war: Noten oder Zeugnisse. Ich hab Bewerber im Vorstellungsgespräch so gelöchert, bis ich ein gutes Gefühl dafür hatte, wie sie ticken, ob sie am Draht ziehen können und bereit sind, sich immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen. Genauso wichtig war mir aber auch das Gefühl, mit ihnen als Menschen ein Bier trinken zu können. Also, es geht nicht ohne das Fachliche, aber im Vordergrund stand und steht für mich der Mensch bzw. das Menschliche.

DARE:

Was ist für dich entscheidend, wenn du Menschen zu etwas bewegst?

Ich will, dass sie es mit intrinsischer Motivation tun, aus innerer Überzeugung eben. Da haben wir wieder das brennende Herz und auch die Sinnstiftung als Schlüsselelemente, wie du siehst. Menschen, deren Handeln darauf beruht, mit denen lässt sich richtig was bewegen. Sie haben Mut, Biss und Begeisterung, Dinge umzusetzen und ihre selbstgesteckten Ziele zu erreichen. Und sie lassen sich auch nicht durch Rückschläge entmutigen, stehen wie ein Skateboarder immer wieder auf, bis der Trick klappt und freuen sich an ihrem Erfolg. Dabei spüren sie auch so etwas wie Flow und Glück. Optimaler geht’s doch nicht, oder?

Danke lieber Titus! 

Und in diesem Sinne – DARE to let your heart burn!

Deine Daniela

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