Mut zum Scheitern. Oder: Am Boden der Peinlichkeit kann dir nichts mehr passieren!
Scheitern wird in der „alten Welt“ immer noch als Versagen gesehen und empfunden. Etwas, über das man auf keinen Fall spricht, eine große Peinlichkeit, die man als erfolgreicher Mensch besser verdrängt.
Dabei gibt es zahlreiche Beispiele von großen Erfindern, bei denen das Scheitern fast schon an der Tagesordnung war – um es dann jeden Tag ein Stückchen besser zu machen und schließlich IRGENDWANN den großen Durchbruch, den ersehnten Erfolg zu haben. Nur durch das „Scheitern“, das erneute „Aufstehen“ und das sich selbst Motivieren – also durch den ungebrochenen Glauben an die eigene Sache und sich selbst – haben wir heute so viele wunderbare Dinge, die unser Leben bereichern, erleichtern, verschönern oder angenehmer machen.
Leider wird heute noch in so vielen Unternehmen und bei so vielen Menschen das Scheitern verschwiegen und im Kopf – als Versagen – in eine dunkle Ecke gepackt. Damit füllen wir unseren Rucksack der schlechten Gefühle immer mehr, bis er uns irgendwann rücklings zu Boden zieht. Nicht nur wir persönlich, sondern auch ein ganzes Unternehmen „leidet“ darunter, dass über Dinge, die schiefgelaufen sind, nicht offen gesprochen wird und somit diese Fehler auch immer wieder gemacht werden können … oder besser gesagt passieren … denn niemand macht gewollt Fehler. Sie passieren uns!
Die „neue Welt“, also jüngere Unternehmen oder auch Start-ups, gehen mit diesem Thema meist viel lockerer und offener um, da sie genau dies in den Fokus stellen: Scheitern und darüber sprechen, um besser und besser zu werden. Persönlich und genauso auch unternehmerisch!
In manchen Unternehmen habe ich schon sogenannte „Shit Nights“ eingeführt, an denen die Führungskräfte bei einem abendlichen Zusammensein nur über das Scheitern sprechen. Sie tauschen sich darüber aus und legen dadurch nach und nach ihre Angst ab, ihr Gesicht zu verlieren. So helfen sie sich gegenseitig, lachen darüber und finden gemeinsam tolle neue Wege und Lösungen.
Ehrlich gesagt: Auch ich selbst bin schon oft gescheitert oder hatte peinliche Momente. Aber einer meiner Trainer hat mal zu mir gesagt: „Danny, am Boden der Peinlichkeit kann dir nichts mehr passieren!“ Wie recht er damit hat … ab diesem Punkt ist erstmal alles egal und es geht nur noch nach oben! ;O)
Zum Beispiel hatte ich – circa bis ich 30 wurde – Probleme vor größeren Menschengruppen zu sprechen. Mir blieb dann regelrecht die Luft weg, ich wurde kurzatmig. Durch Üben und mentales Training mit positiven Körperankern habe ich diese lästigen und oft peinlichen Momente überwunden. Und trotzdem – „hibbelig“ bin ich noch heute.
So durfte ich, wie so oft, eine Veranstaltung für Top-Gäste der Deutschen Post beim DFB-Pokalfinale in Berlin moderieren. Mit Motorsport kenne ich mich durch meine berufliche Vita ja einigermaßen aus, aber Fußball … na ja … das war nicht unbedingt meine Kernkompetenz. Und jetzt ging es darum, gemeinsam mit Rainer Holzschuh, dem damaligen Herausgeber des kicker sportmagazins, Michael Rummenigge für einen Talk ankündigen.
So weit, so gut … und eigentlich easy. Was an diesem Abend aber in meinem Kopf los war, kann ich Ihnen allerdings nicht mehr genau sagen. Es war auf jeden Fall die absolute geistige Umnachtung. ;o)
Wahrscheinlich haben meine Synapsen bei dem Vornamen „Michael“ einfach auf Motorsport umgeswitcht?! Auf jeden Fall habe ich lautstark und voller Überzeugung gesagt, „und jetzt begrüßen Sie mit mir Michaeeeel Schuuumacher!“ Als mir dann just in diesem Moment das Gesicht stehen geblieben ist anstatt verschmitzt zu grinsen und ganz cool zu sagen „kleiner Scherz!“, da war allen Anwesenden klar, dass ich das wirklich ernst gemeint hatte. Und in diesem Moment ging das Gelächter los, und auch ich selber konnte mich nicht mehr halten, ging in die Knie und habe nur gerufen, „Oh mein Gott, ich schäme mich so!“ ;O)
Aber was soll ich sagen, ab diesem Zeitpunkt ging es tatsächlich nur bergauf. Dieser Versprecher war der Gag des Abends, und Michael Rummenigge und ich hätten damals niemals so einen guten Kontakt aufgebaut, wenn dieser Fehler nicht passiert wäre. Als ich ihn später wieder einmal besucht habe, habe ich ihm dann seine Autogrammkarte mit „Michael Schumacher“ mitgebracht, und wir haben noch einmal herzlich darüber gelacht.
So muss es sein. Nach Fehlern einfach nochmals offen darüber sprechen und lachen. Und es nächstes Mal besser machen! Nicht mehr und nicht weniger.
Genau das möchte ich auch Ihnen ans Herz legen. Sprechen Sie über Fehler, Niederlagen, Ihr Scheitern und wie Sie damit umgehen. Lachen Sie möglichst kräftig darüber. Und schauen Sie, wie Sie es nächstes Mal anders und besser machen. Das ist enorm wichtig! Wichtig für Ihre Seele und wichtig, um morgen eine bessere Version von sich selbst zu werden – und vielleicht auch für ihr Unternehmen.
Denn Mut ist nicht die Abwesenheit von Angst! Mut bedeutet, etwas zu tun, obwohl man Angst hat. Immer und immer wieder! ;O)
DARE to fail!
Ihre Daniela Rebholz